Pressemitteilung

Betroffene zeigen Gesicht: Ausstellung im Café Mary & Joe eröffnet

  • Nr. Pressemitteilung
  • 20.01.2025
  • 4674 Zeichen
  • Thorsten Ostermann (Referent für Öffentlichkeitsarbeit)

Am Sonntag, 19. Januar 2025, fand die Eröffnung der Ausstellung „Betroffene zeigen Gesicht“ statt, die sich mit sexualisierter Gewalt in der Kirche auseinandersetzt. Mit den Fotos und Texten sowie zahlreichen begleitenden Veranstaltungen möchten die Organisatoren für das Thema sensibilisieren und Betroffene ermutigen, sich helfen zu lassen.

Mit ihrer ehrenamtlichen Initiative „Kirche vor Ort verändern“ haben Martin und Ele Fey die 2022 in Süddeutschland erstellte Ausstellung „Betroffene zeigen Gesicht!” jetzt nach Oberhausen geholt. Bis zum 14. Februar können Interessierte sie im ökumenischen Kirchenzentrum Mary & Joe am Platz der Guten Hoffnung besuchen.

Die Eröffnungsveranstaltung war sehr gut besucht, alle Sitzplätze im Café belegt. „Wir freuen uns über den Zuspruch“, sagte Martin Fey, der ganz zu Beginn über die Motivation sprach, die Ausstellung nach Oberhausen zu holen: „Ein Leben lang damit weiterleben – sexualisierte Gewalt prägt nicht nur den Moment des konkreten Geschehens. Sie prägt oft ein ganzes Leben. Davon berichten oft von sexualisierter Gewalt Betroffene, deren Leben dadurch zerstört wurde. Mich persönlich hat das extrem betroffen gemacht und ich spürte, dass ich aufgefordert war, etwas zu tun. Auf die Ausstellung bin ich zufällig gestoßen und gemeinsam mit der Initiative „Kirche vor Ort verändern“ suchten wir nach Partnern und erhielt recht zügig die Zusage der evangelischen und katholischen Kirche in Oberhausen sowie des Betroffenenbeirats des Bistums Essen“, sagte Martin Fey in seiner Rede und ergänzte: „ Wir möchten Menschen, die von sexualisierte Gewalt betroffen sind oder waren, zuhören und Mut machen, sich zu äußern. Darüber hinaus wollen wir über Wege zur Anerkennung des Leids informieren und natürlich über das Thema Prävention sprechen.“

Thomas Gäng, Vorsitzender des Katholikenrats Oberhausen sagte: „Wir als Katholiken haben Gutes unterlassen und Böses getan. Kirche ist keine Gemeinschaft von Heiligen, sondern von Menschen, unter denen auch kriminelle sind. Wir müssen aufmerksam sein, den Missbrauch benennen, um ihn zukünftig möglichst zu verhindern. Als katholische Kirche versuchen wir, den Betroffenen zu signalisieren: Wir hören euch zu und erkennen das erlittene Leid an. Wir erstellen Präventionskonzepte, leben diese, sensibilisieren Menschen und schaffen hoffentlich ein Klima, in dem sich Betroffene melden können, Täter erkannt werden und konsequent gegen diese vorgegangen wird. Wir wollen auch darauf hinweisen, dass sexualisierte Gewalt ein gesamtgesellschaftliches Problem ist, dem wir uns alle stellen müssen – ohne damit die Schuld der katholischen Kirche relativieren zu wollen. Ich wünsche mir, dass wir mit der Ausstellung ein Stück weit zu einem besseren Morgen beitragen können.“

„Wir werden über Macht zu reden haben“ leitete Joachim Deterding, Superintendent des evangelischen Kirchenkreises Oberhausen in seine Rede ein und ergänzte: „Gefahr entsteht immer dort, wo jemand Macht über andere hat und diese ausnutzen kann. Dieses Thema wird in unserer Kirchen viel zu wenig reflektiert. Als Institution Kirche ist es nun unsere Aufgabe zuzuhören, damit Betroffene zu Wort kommen, die gerade wegen dieser Machtstrukturen gar nicht zu Wort gekommen oder abgeblockt worden sind. Wir hoffen mit der Ausstellung dazu beizutragen, dass sich Betroffene trauen uns zu sagen, was passiert ist. Hier sind wir und hören zu.“

Rolf Fahnenbruck vom Betroffenenbeirat des Bistums Essen schilderte in beklemmender Weise, was ihm widerfahren ist: „Ich bin Betroffener von sexualisierter Gewalt und habe 42 Jahre lang geschwiegen. Scham ist das größte Problem aller Betroffenen. Hier brauchen wir eine Umkehr und müssen sagen: Schämt ihr euch – ihr, die uns das angetan haben! Es gibt ein System, in dem man Täter geschützt habt, man hat die Opfer weggeschickt. Wir alle müssen uns mit dem Thema auseinandersetzen und uns dessen bewusst sein, dass tagtäglich Missbrauch stattfindet.“

„Nur wenn wir zuhören, können wir verstehen. Und wer etwa versteht, kann dazu beitragen, dass sich was verändert“ – mit diesen Worten erklärte Martin Fey die Ausstellung für eröffnet.

Die kommenden Veranstaltungen in dieser Woche:

Frühstück von und mit Betroffenen: Dienstag, 21. Januar von 10 bis 12 Uhr

Lebenslang – das Leben nach dem Missbrauch“: ein moderiertes Gespräch mit von sexualisierter Gewalt Betroffenen, am Donnerstag, 23. Januar, um 18 Uhr,

Eine Besucherin in der Ausstellung „Betroffene zeigen Gesicht“ am Mittwoch, 15.1.2025. Foto: Oliver Müller / Bistum Essen