Leitbild

Leitbild für den Kirchenkreis Oberhausen (Download als pdf-Datei hier)

Wir, die Evangelische Kirche in Oberhausen, vertreten durch die 6 Kirchengemeinden und ihre Dienste, Einrichtungen und Werke, sind bereit, unsere Arbeit eng miteinander abzustimmen und  die Aufgaben gemeinsam zu tragen. Wir wollen alles dafür tun, dass die biblische Botschaft von der Liebe Gottes zu seiner Schöpfung und von seiner Gerechtigkeit nicht überhört wird und möglichst viele Menschen erreicht. Wir wollen von seiner Verheißung des Friedens auf Erden leben und für seine Verwirklichung eintreten.

  1. Dabei wollen wir uns von folgendem leiten lassen: 

1.1. Wir sind Kirche,
das heißt: wir sind eine Gemeinschaft von Christen und Christinnen, die die Botschaft von Gottes Gnade und seinen Anspruch an uns allen Menschen weitersagt. Wir freuen uns darüber, dass Gott sich allen Menschen zuwendet. In Jesus Christus ist er zu uns gekommen und lebt mit uns. Deshalb ist unsere Arbeit auch ein Ausdruck dieser Lebensgemeinschaft, aufgrund der wir unser Leben und Handeln hoffnungsvoll gestalten können.

Wir verstehen es als unsere Pflicht, diese Botschaft immer neu zu sagen und unsere Position auch in den gesellschaftlichen und politischen Dialog einzubringen und wenn nötig streithaft dafür einzustehen. Fragen, Wünsche und Kritik helfen uns, uns selbst, unsere Möglichkeiten und Aufgaben immer neu wahrzunehmen.

Insbesondere stehen wir als Oberhausener Kirche in der Tradition, enge Kontakte zur örtlichen und  weltweiten Ökumene zu pflegen, denn nur gemeinsam bilden wir die vielgestaltige Gemeinschaft der Christen, nur in unserer Vielfalt sind wir Christi Leib [1] . Wir wollen das Gemeinsame betonen, ohne unsere eigene Identität aufzugeben. In Gemeinschaft und in gemeinsamer Verantwortung mit diesen Kirchen und mit der Evangelischen Kirche im Rheinland setzen sich unsere Gemeinden für Gerechtigkeit, Frieden und für die Bewahrung der Schöpfung ein. Wir wollen uns gegenseitig besuchen, uns ermutigen, stützen und ermahnen.

Wir sind überzeugt, dass Gott weiterhin seinem Volk Israel treu ist und an seiner Erwählung festhält [2] . Mit Israel verbindet uns die Erwartung eines neuen Himmels und einer neuen Erde, in denen Gerechtigkeit wohnt [3] . Darum pflegen wir Kontakte zur jüdischen Gemeinde.

1.2. Wir sind evangelisch,
weil uns die biblische Botschaft von der vorbehaltlosen Liebe Gottes besonders wichtig ist [4] . An dieser Botschaft muss sich alles messen lassen, was wir tun. Wir praktizieren das „Priestertum aller Gläubigen“ [5] . Das heißt: jede und jeder trägt mit den eigenen Begabungen, Erfahrungen und Ideen dazu bei, dass Menschen die frohe Botschaft erfahren, hoffnungsvoll und friedlich miteinander leben und die Grundlagen des uns geschenkten Lebens erhalten.

Wir sind überzeugt, dass die Grundlage unseres christlichen Daseins in der Begegnung und Auseinandersetzung mit der Bibel und mit Glaubensfragen und der gottesdienstlichen Feier des Lebens besteht. Als Antwort gelebten Glaubens darauf sind uns wichtig:

  • der Einsatz für Benachteiligte
  • gesellschaftliche Verantwortung
  • Seelsorge und Beratung
  • Bildung und Kulturarbeit
  1. Deshalb wird man uns als Evangelische Kirche in Oberhausen an folgendem erkennen:2.1. Viele engagierte Menschen setzen sich für gemeinsam festgelegte Aufgaben ein.
    Das Engagement der Mitglieder und die Verteilung der kirchlichen Aufgaben auf viele Schultern – je nach Begabung und Ausbildung – gehören zu unserem Selbstverständnis. Folgende Schwerpunkte der Arbeit sind in geschwisterlicher Absprache in der Gemeinschaft von Gemeinden und Kirchenkreis festgelegt :
  • wir verkündigen die biblische Botschaft,
  • wir feiern die Liebe Gottes in vielfältigen Formen,
  • wir trösten Menschen; wir stärken sie in ihren Gaben und Fähigkeiten,
  • wir fördern Gemeinschaft,
  • wir stehen auf der Seite der Unterdrückten, der Schwachen und Benachteiligten,
  • wir schaffen Begegnungsräume für Menschen,
  • wir heißen Suchende besonders willkommen,
  • wir stehen im interreligiösen Dialog,
  • wir sehen uns den Programmen des Ökumenischen Rates der Kirchen, besonders dem Programm zur Bekämpfung des Rassismus, verpflichtet,
  • wir streben in unserer Kirche und in unserer Gesellschaft eine gleichberechtigte Gemeinschaft von Frauen und Männern auf allen Ebenen an,
  • wir treten ein für die Bewahrung der Schöpfung, für den Frieden und für die Gerechtigkeit,
  • wir treten ein für eine gerechte Weltordnung, deren Grundstein der Frieden ist. Krieg kann kein legales Mittel zur Lösung von Konflikten sein,
  • wir sehen in jedem Menschen ein Ebenbild Gottes und setzen uns dafür ein, dass behinderte Menschen nicht benachteiligt und behindert werden.

2.2.  Der Glaube soll wieder angemessen Zeit und Raum im Leben der Menschen bekommen.
Alle haupt-, neben- und ehrenamtliche Mitarbeitende in unserer Kirche sorgen dafür und erhalten Unterstützung, dass im Alltag der kirchlichen Arbeit Raum und Zeit für die spirituelle Erfahrung und ihre Reflexion im Kontext der biblischen Botschaft vorhanden ist. Sie verstehen sich selbst auch als eine geistliche Gemeinschaft. Dies ist eine Voraussetzung dafür, andere zur Gemeinschaft einzuladen und über religiöse Erfahrungen zu sprechen.

Zeiten und Orte für Ruhe, Spiritualität und Meditation im Alltag sollen nicht dem Zufall überlassen bleiben. Wir wollen gewährleisten, dass es dafür in unserer Stadt offene Orte mit Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartnern gibt. Dies zu gewährleisten ist ein Auftrag für alle Mitarbeitende in der evangelischen Kirche in Oberhausen, insbesondere aber der Leitungsorgane.

2.3. Wir wollen einander verlässliche Partner sein.
Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter repräsentieren in all ihren Lebensbezügen evangelische Kirche in der Öffentlichkeit und leisten ihren Beitrag zur Erfüllung der gemeinsamen Aufgabe. Verantwortung und Fürsorge für sie sollen unser Handeln bestimmen.

Sie sollen für ihre jeweilige Tätigkeit zugerüstet werden und die Gelegenheit haben, sich angemessen aus-, fort- und weiterzubilden. Das Engagement der freiwillig Mitarbeitenden wird besonders gewürdigt und durch intensive Begleitung, Aus-, Fort- und Weiterbildung sowie Förderung unterstützt.

Transparenz und Mitbestimmung sind Vorbedingungen dafür, dass Vertrauen zwischen unseren Leitungsorganen und den jeweiligen haupt-, neben- und ehrenamtlich Mitarbeitenden weiterwachsen kann. Offenheit, Ehrlichkeit und Toleranz sind für uns die Grundlage vertrauensvoller Zusammenarbeit. Die Förderung der Eigeninitiative und die kontinuierliche fachliche und persönliche Weiterentwicklung aller Mitarbeitenden sind uns wichtig.

Jede und jeder wird mit ihren oder seinen Stärken und Schwächen respektiert. Fehler sprechen wir an und wollen gemeinsam aus ihnen lernen. Konflikte und Kritik nutzen wir als Gelegenheit zur Verbesserung unseres Wirkens.

2.4. Qualität, wirtschaftliches Handeln und unser Umgang mit Geld müssen mit der biblischen Botschaft vereinbar sein.
Bei unserem Umgang mit Geld wollen wir uns von der Warnung Jesu leiten lassen, Gott und nicht dem Mammon zu dienen [6] . Ökonomische Kriterien dürfen bei uns kein Eigenleben bekommen. Wir wollen verlässlich und verantwortlich mit den uns zur Verfügung stehenden Mitteln umgehen, die Transparenz der Arbeit nach innen und außen gewährleisten, die Mitverantwortlichkeit der Mitarbeitenden fördern und im Sinne der Schöpfungsverantwortung ökologisch handeln.

Bei der Fremdfinanzierung unserer Arbeit durch öffentliche oder private Geldgeber dürfen die Prinzipien unseres Leitbildes nicht verletzt werden. Als Kirche müssen wir uns damit auseinandersetzen, dass wir Anteil haben an den Gewinnen, die unsere Wirtschaft im Rahmen eines ungerechten Weltwirtschaftssystems zu Lasten der „armen“ Länder macht.

Wir sorgen für die Qualität unserer Arbeit. Langfristige Planung und finanzielle Absicherung sind wichtig für die Verlässlichkeit unseres Profils in der Öffentlichkeit.

2.5.  Wir sind Kirche in der Öffentlichkeit.
Wir tragen unsere Anliegen angemessen nach außen, um Menschen zum Christsein zu ermutigen. Deshalb richten wir verstärkt Orte und Foren ein, wo gesellschaftliche Probleme in Oberhausen im Gespräch und in Auseinandersetzung mit Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Kultur und anderen Kirchen und Religionsgemeinschaften gemeinsam mit uns diskutiert werden. Bei diesem Streiten um die Wahrheit werden wir als Evangelische Kirche wo nötig auch eigene Wege gehen. Wir unterstützen auch Gruppen außerhalb der Kirche, die sich gegen Rassismus, Sexismus, Antisemitismus, Ungerechtigkeit und Unterdrückung einsetzen.

2.6.  Der Kontakt zu allen Gemeindegliedern ist uns wichtig.
Deshalb werden wir die Gemeindestrukturen so fortentwickeln, dass mehr Nähe der Leitungsorgane, der kirchlichen Einrichtungen und Mitarbeitenden zu den Gemeindegliedern möglich wird. Wir wollen Kirchennahe und Kirchenferne gleichberechtigt wahrnehmen. Menschen mit kritischer Distanz zu unserer Kirche sind für uns eine Chance auf Veränderung.

2.7.  Als Evangelische Kirche in Oberhausen sind wir eine starke Glaubensgemeinschaft und  arbeiten eng zusammen.
Wir begrüßen die Vielfalt der Profile unserer Gemeinden. Diese Vielfalt wollen wir weiter fördern und durch Vernetzung ausbauen. Das ermöglicht uns, dass viele Zielgruppen, Richtungen und  Arbeitsschwerpunkte einen Ort in einer Kirchengemeinde finden.

Weil die Kirchengemeinden für sich allein manchen Dienst nicht wahrnehmen können, haben sie  Dienste, Einrichtungen und Werke eingerichtet, die Ausdruck des diakonischen und gesellschaftlichen Handelns der evangelischen Kirche in Oberhausen sind.

Als Teil des Sozialsystems gestalten wir den Sozialstaat mit. Wir sind bereit, im Sinne des Evangeliums Mitverantwortung zu tragen und einzutreten für die berechtigten Interessen der Menschen, die bei uns leben und arbeiten. Gute Beziehungen zur Kommune, die partnerschaftliche Zusammenarbeit mit anderen  Kirchen – insbesondere im Rahmen der „Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen (ACK)“-, mit anderen Religionsgemeinschaften und gesellschaftlichen Gruppen sind dafür die Grundlage.

Bei all unseren Bemühungen ist uns bewusst, dass wir immer wieder hinter unserem Anspruch zurückbleiben. Umso mehr hoffen wir, dass uns die Botschaft von Gottes Gnade und Zuwendung die nötige Kraft gibt.

Sein Wort weist uns den Weg: „Siehe da, die Hütte Gottes bei den Menschen! Und er wird bei ihnen wohnen, und sie werden sein Volk sein und er selbst, Gott mit ihnen, wird ihr Gott sein.“[7]