Wie sieht die Zukunft unseres Waldes aus?

Martin Levin, Experte für urbane Forstwirtschaft und mehr als 30 Jahre lang als Förster für den Göttinger Stadtwald verantwortlich, kam am 13. Februar zum Vortrag in das Gemeindezentrum der evangelischen Kirchengemeinde Königshardt-Schmachtendorf. Auf Einladung des Evangelischen Kirchenkreises Oberhausen und des Bündnisses für den Erhalt des Sterkrader Waldes las er aus seinem Buch „Der ungezähmte Wald“ und stellte in seinem Vortrag dar, wie ein klimaresilienter Wald von morgen aussehen kann.

„Die Klimaveränderungen bringen unsere Forste in Bedrängnis. Unsere Wirtschaftswälder erfüllen obendrein nur bedingt die Ziele der Biodiversitätskonvention, die die UN 1992 beschlossen hat. In Göttingen, Lübeck und im Saarland wird seit 30 Jahren eine andere Forstwirtschaft praktiziert, bei der sich ohne aktive Gestaltung durch Förster stabile, naturnahe Wälder entwickelt haben. Sie bieten der heimischen Natur bestmöglichen Schutz und liefern hochwertiges Holz“, sagte Martin Levin in seinem Vortrag.

Martin Levin

Martin Levin stellte in seinem Vortrag die regelmäßige Durchforstung des Waldes zur Waldverbesserung und Erhöhung des Holzertrags in Frage. Diese forstliche Lehrmeinung konnte er anhand von wissenschaftlichen Untersuchungen widerlegen. „Die besten wirtschaftlichen Ergebnisse werden im ungezähmten Wald offensichtlich dann erzielt, wenn das Wachstum des einzelnen Baumes möglichst wenig durch menschliche Einflüsse gestört wird,“ sagte er und belegte diese Aussage anhand umfangreicher Untersuchungsergebnisse in Lübecker Laubmischwäldern.

Das interessierte und zahlreich erschienene Publikum diskutierte nach dem Vortrag mit ihm über diese neue Sicht auf den Wald – und der Blick richtete sich dabei konkret auf den Sterkrader Wald. Einige Teilnehmer schilderten ihre Beobachtungen, dass durch die schweren Maschinen, die bei den Durchforstungen eingesetzt werden, schwere Beeinträchtigungen des Waldbodens die Folge seien. Auch Flora und Fauna werde durch die Entnahmen einzelner Bäume im Bestand geschädigt. Martin Levin zeigte im Gespräch Alternativen zum Einsatz von schwerem Gerät auf. Die Einladung zu einem Waldspaziergang mit dem Bündnis für den Erhalt des Sterkrader Waldes und noch dazu einzuladenden Vertretern der Stadtförsterei nahm er gern an.

Wir danken Martin Levin für diesen interessanten Vortrag und die Diskussion. Wer nun über das Thema weiterlesen möchte, dem sei die Lektüre seines Buches „Der umgezähmte Wald“, sehr empfohlen.

Text: Cornelia Schiemanowski

  • 19.02.2025
  • Thorsten Ostermann
  • Red