Hoffnung in der Katastrophe: Sechs künstlerische Blicke auf die Apokalypse

Düsseldorf. Die Eröffnung der Ausstellung in der Düsseldorfer Johanneskirche am Freitag, 30. August, 19 Uhr, ist zugleich der Auftakt zur Ausstellungsreihe „Apokalypse“ der Evangelischen Kirche im Rheinland. Sieben renommierte Künstlerinnen und Künstler erhalten dazu in Kirchen in Düsseldorf, Saarbrücken, Köln, Essen, Trier und Mönchengladbach einen Gestaltungs- und Entfaltungsraum.

Im allgemeinen Sprachgebrauch steht das Wort Apokalypse für Weltuntergang, Katastrophen und Zerstörung. Das deckt sich aber nicht mit dem christlichen Verständnis. Hier beschreibt das Wort eine besondere Form der Hoffnungserzählung. „Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein“, heißt es in der Offenbarung des Johannes, dem letzten Buch der Bibel, das auch Apokalypse genannt wird. „Apokalyptische Vorstellungen haben gerade hohe Aktualität“, sagt Präses Dr. Thorsten Latzel. „Letztlich geht es darum, wie sich Angst und Hoffnung zueinander verhalten. Eine Apokalyptik ohne Gott verliert leicht die Hoffnung, überfordert den Menschen und macht ihn zum Objekt einer kosmischen Katastrophe. Für den christlichen Glauben geht es um erlöste Angst, um die trotzige Hoffnung, dass Gott am Ende das letzte Wort hat und Gott es gut machen wird – allen begründeten Ängsten zum Trotz.“ Diese Sichtweise ist zugleich der Anstoß für die künstlerische Beschäftigung mit der Apokalypse im Rahmen der aktuellen Ausstellungsreihe.

30. August bis 1. Oktober: Angelika J. Trojnarski in Düsseldorf

Die Künstlerin Angelika J Trojnarski zeigt in ihrer Arbeit eine faszinierende Auseinandersetzung mit den Spannungsfeldern unserer Umwelt. Die Künstlerin lässt sich von naturwissenschaftlichen Phänomenen inspirieren und verwandelt diese in poetische Kunstwerke mit kritischem Blick. Die Installation „AWE“ (Ehrfurcht) in der Johanneskirche in Düsseldorf lädt ein, die Beziehungen zwischen Mensch und Natur, Stärke und Fragilität sowie Krise und Hoffnung neu zu interpretieren.

Angelika J. Trojnarski wurde 1979 in Mragowo in Polen geboren. Sie lebt und arbeitet in Düsseldorf, wo sie auch 2013 ihr Studium an der Düsseldorfer Kunstakademie in der Klasse für Freie Kunst bei Andreas Gursky mit Akademiebrief und Meisterschülertitel beendet hat. Trojnarski stellt international aus und wurde mehrfach mit Preisen und Stipendien ausgezeichnet. Die Ausstellung in Düsseldorf ist dienstags bis samstags von 12 bis 14 Uhr geöffnet.

31. August bis 13. Oktober: Bettina Mauel in Saarbrücken

Kunst spielt für Bettina Mauel eine zentrale Rolle in der Zukunft. „Wir haben die Kunst, damit wir nicht an der Wahrheit zugrunde gehen“, zitiert sie Nietzsche und betont die Bedeutung von Kunst in schwierigen Zeiten. Kunst in Kirchen kann etwas bewirken; sie ist nicht nur für Mauel elementar, sondern öffnet auch Türen, stößt Gedanken an und nimmt Schwellenangst. In der Johanneskirche in Saarbrücken schafft sie aus den Szenen ihrer Darstellung der Elemente eine persönliche, ungewöhnliche Bildwelt, die den Betrachter zum Nachdenken anregt und neue Perspektiven eröffnet.

Bettina Mauel wurde 1959 in Wuppertal geboren. Sie studierte an der Kunstakademie Düsseldorf bei Bernd Koberling und Gerhard Richter, anschließend als Meisterschülerin bei Gotthard Graubner. Ihre Arbeiten wurden mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Max-Ernst-Stipendium in Brühl und dem Von-der-Heydt-Preis in Wuppertal. Mauel lebt and arbeitet in Köln und Freiburg. Die Ausstellung in Saarbrücken ist dienstags bis sonntags von 15 bis 18 Uhr geöffnet.

1. bis 30. September: molitor & kuzmin in Köln

„Das Licht ist mit schweren dunklen Tauen eingezwängt, es wirkt hoffnungslos, gefesselt. Ein Objekt zeigt jedoch Spuren des Lebens. Das ist uns wichtig. Ein pulsierendes Licht – wie der menschliche Atem. Licht hat generell immer etwas Positives. Aber hier geht es um die die Apokalypse – im ersten Gedankengang die absolute Katastrophe. Das durchdringende Licht bringt jedoch einen Schimmer der Hoffnung, sodass nicht alles verloren scheint.“ So beschreiben Ursula Molitor und Vladimir Kuzmin ihre Installation, die in der Christuskirche in Köln gezeigt wird. Die Installation „Klaffende Höhe“ verbindet dynamische Formen mit intensivem Licht im sakralen Raum.

Ursula Molitor wurde 1947 in Hermannsburg geboren, Vladimir Kuzmin 1943 in Saporischschja. Unter dem Namen molitor & kuzmin begannen sie 1996 ihre künstlerische Zusammenarbeit, in deren Mittelpunkt das Licht als formales und inhaltliches Kriterium steht. Ihre Arbeiten werden in Galerien, Museen, Kirchen und im öffentlichen Raum im In- und Ausland gezeigt. Die beiden leben und arbeiten in Köln. Die Ausstellung in Köln ist dienstags und samstags von 10 bis 14 und 16 bis 18 Uhr geöffnet, dazu im Rahmen diverser Abendveranstaltungen.

6. September bis 15. Oktober: Margareta Hesse in Essen

In der Marktkirche in Essen lädt die Installation von Margareta Hesse mit monochrom roten Laserstrahlen zum Thema „Apokalypse“ ein, interaktiv zu werden. Denn wenn man die Lichtstrahlen berührt, verändert sich das Werk: Strahlen verschwinden und erscheinen wieder, sobald ihre Wege freigegeben werden. Inmitten eines apokalyptischen Szenarios, das für Umbrüche und unvorhersehbare Veränderungen steht, entwickelt sich die Installation weiter.

Margareta Hesse wurde 1956 in Duderstadt geboren. Nach ihrem Studium der Kunst und Romanistik war sie 1981 Stipendiatin an der Ecole Nationale Supérieure des Beaux-Arts in Paris und erhielt 1991/92 das Hoesch-Künstlerstipendium für ihr Projekt „Werkkunst“ in Dortmund. Seit 1995 lehrt Hesse als Professorin in den Bereichen Grundlagen, Illustration und Lichtprojekte an der Fachhochschule Dortmund. Sie lebt und arbeitet in Berlin. Die Ausstellung in Essen ist montags bis samstags von 15 bis 21 Uhr geöffnet, während des Light Festivals (2. bis 13. Oktober) von 16 bis 22 Uhr.

7. September bis 24. November: Thomas Baumgärtel in Trier

In der Konstantinbasilika in Trier zeigt Thomas Baumgärtel , bekannt als der „Bananensprayer“, die apokalyptischen Reiter – ursprünglich aus der Offenbarung des Johannes – neu interpretiert als Symbole für drängende globale Herausforderungen unserer Zeit. Diese vier Reiter, traditionell Boten des Weltendes, reflektieren die Vielfalt und Komplexität der Probleme, denen sich die Menschheit heute gegenübersieht. Nur diejenigen, die sich mit ihnen auseinandersetzen, können realistische Perspektiven der Hoffnung erschließen.

Thomas Baumgärtel wurde 1960 in Rheinberg geboren. Er studierte Freie Kunst an der Fachhochschule Köln und später Psychologie an der Universität Köln.  1986 markierte er zum ersten Mal einen Kunstort mit der Spraybanane. Sein intermediales Werk umfasst neben Zeichnungen und Druckgrafiken auch Fotocollagen, neben Übermalungen von Fotos auch Übersprühungen von „Alte Meister“-Gemälden und Objekten. Baumgärtel lebt und arbeitet in Köln. Die Ausstellung in Trier ist montags bis samstags von 10 bis 18 Uhr und sonntags von 14 bis 18 Uhr geöffnet.

14. September bis 27. Oktober: Ernesto Marques in Mönchengladbach

Die Installation „Reflexionen der Apokalypse“ von Ernesto Marques im Ernst-Christoffel-Haus in Mönchengladbach zeigt eine tiefgreifende Auseinandersetzung mit den Themen „Gottes Gericht“, „Zeitenwende“, „Weltuntergang“ und „Enthüllung göttlichen Wissens“. Marques‘ kritische Betrachtung von KI und Klonen kommentiert die potenziellen Gefahren und ethischen Fragen, die sich aus der fortschreitenden Technologie ergeben. Er stellt die Frage, wie weit der Mensch gehen kann oder sollte, um göttliches Wissen und Macht zu erlangen oder nachzuahmen.

Ernesto Marques 1975 wurde in Alvite, Portugal, geboren. Der Maler und Bildhauer kam schon als junger Kunststudent in den Semesterferien nach Deutschland – und blieb schließlich ganz. Marques lebt und arbeitet in Jülich. Die Ausstellung in Mönchengladbach ist montags bis freitags von 9 bis 12 Uhr, donnerstags von 19 bis 21 Uhr und samstags von 11 bis 13 Uhr geöffnet. Individuelle Besuchsmöglichkeiten können über das Gemeindebüro (rheydt@ekir.de) vereinbart werden.

  • 30.08.2024
  • Ekkehard Rüger