Betroffene zeigen Gesicht: Abschied von der Ausstellung

Rund vier Wochen konnten Interessierte sie im Café Mary & Joe besuchen: Die Ausstellung „Betroffene zeigen Gesicht“ und die im Rahmen dessen angebotenen Veranstaltungen waren emotional, schonungslos offen und führen hoffentlich dazu, dass das Thema sexualisierte Gewalt eine größere Aufmerksamkeit erhält.

Am vergangenen Freitag fand die Finissage statt. Zeit, zurück, aber auch um nach vorne zu blicken.

Zur Einordnung: In der dokumentarischen Foto-Ausstellung „Betroffene zeigen Gesicht“ kommen Menschen, die in ihrer Kindheit sexualisierte Gewalt innerhalb der Kirche erleben mussten, zu Wort. Die Ausstellung fand in der Zeit vom 19. Januar bis zum 14. Februar 2025 im Centro-Café Mary & Joe statt. Sie wurde getragen von der katholischen und evangelischen Kirche in Oberhausen – in Zusammenarbeit mit dem Betroffenenbeirat Bistum Essen und der Initiative „Kirche vor Ort verändern“.

„In der Ausstellung geht es nicht um Zahlen und Daten, sondern um Einzelschicksale“, sagte Martin Fey von der Initiative „Kirche vor Ort verändern“ und ergänzte: „Wir wollten Betroffenen einen Raum bieten, in dem sie ihre Schicksale verarbeiten können und gleichzeitig Besuchern die Dimension von Missbrauch erfahrbar machen.“

All das ist nun in den vergangenen vier Wochen geschehen. Am Finissage-Abend waren sich alle Initiatoren einig: „Die Veranstaltung können wir nicht einfach so enden lassen. Vielmehr verstehen wir sie als ersten Impuls und wollen nun dafür sorgen, dass wir das Thema noch nachhaltiger in Oberhausen verankern können. Wir werden in den kommenden Wochen an weiteren Ideen arbeiten.“

Der Auftakt zu Finissage war ein trauriger. Thomas Großbölting und Ingo Erven waren kürzlich verstorben. Thomas Großbölting war bekannt für seine Aufklärungsarbeit in Missbrauchsfällen. 2022 hatte er mit einem Forscherteam die Ergebnisse einer Studie zur sexualisierten Gewalt im Bistum Münster mit erschreckenden Zahlen präsentiert. Ingo Erven war Betroffener sexuellen Missbrauchs und im Betroffenenbeirat des Erzbistums Köln aktiv. „Sein Mut, im Interesse anderer Betroffener sexuellen Missbrauch öffentlich anzuprangern, aufzuarbeiten und nach Hilfsmöglichkeiten zu suchen, war nicht zu bremsen“, heißt es in einem Nachruf. Beider Verstorbenen wurde gedacht.

Matthias Katsch, Geschäftsführer des Vereins „Eckiger Tisch“ war Gastredner an dem Abend und sagt über die Ausstellung. „Initiativen wie diese schaffen den Raum dafür, dass die Geschichten an der Wand ihre Wirkung erzielen können. Ein wichtiger Beitrag. In den vergangenen Jahren hat sich vieles in der Wahrnehmung verändert – vor allem das Verstehen, dass die Gewalterfahrung selbst nur ein Teil der Geschichte ist. Das, was danach kommt – das Bewältigen, Weiterleben – das ist es, was sich auch in der Bewertung heute wiederfinden muss.“

„Sie haben deutlich und klar strukturiert gesprochen – das hilft uns zu verstehen“, sagte Superintendent Joachim Deterding zum Gastbeitrag und ergänzte: „Das ist gut und ein Anfang. Genau so empfinde ich die Ausstellung: Als einen Anfang – nicht mehr. Aber immerhin als einen Anfang, der gelungen ist.“

„Unser Dank geht an alle, die an der Ausstellung mitgewirkt haben und dafür gesorgt haben, dass dieses wichtige Thema Platz in unserer Gesellschaft findet. Wir werden weiter daran arbeiten. Denn eins ist klar: Es gibt noch viel zu tun“, sagten Ele und Martin Fey abschließend.

Ein Video zur Finissage findet man hier.

  • 17.02.2025
  • Thorsten Ostermann
  • Red