Trotz der angespannten Sicherheitslage fühlt sich der Vertreter der Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) in Israel, Joachim Lenz, in Jerusalem persönlich sicher. „Ich glaube weiterhin, dass Jerusalem nicht im Fokus der Raketenangriffe ist“, sagt der Propst. Er nennt die Situation „surreal“. „Es ist Krieg, aber in der Altstadt von Jerusalem ist alles ganz ruhig.“ Es gebe keine Touristen, keine Pilger, keine Reisegruppen, die es im ersten Halbjahr teilweise gegeben habe. Zwar nicht aus Deutschland, aber aus Ländern wie Russland oder Brasilien.
Weder Juden, noch Christen, noch Muslime griffen die Jerusalemer Altstadt mit Raketen an, weil sich dort die heiligen Stätten befinden. „Die muslimischen Staaten schicken keine Raketen hierher, weil sie nicht die Al-Aksa-Moschee treffen wollen, den drittheiligsten Ort des Islam.“ Lenz, der auch den iranischen Luftangriff auf Israel vom 13. auf den 14. April in Jerusalem miterlebt hatte, sagt, damals habe es Luftalarm gegeben. Während des Luftangriffs des Irans auf Israel seien Raketen im Luftraum über Jerusalem abgeschossen worden. Diese Raketen seien aber nicht auf Jerusalem gerichtet gewesen.
Die Situation „kratzt an der Seele“
„Ich fühle mich sicher. Wir fühlen uns sicher. Wir, das sind aber auch nur noch wenige Gemeindemitglieder“, sagt der gebürtige Wuppertaler. Diejenigen, die jetzt noch hier seien, verließen das Land auch nicht, da sie in Jerusalem wohnten. Auch wenn er sich sicher fühle, merke er zugleich, dass die Situation „an der Seele kratzt“. „Meine arabisch-palästinensischen Nachbarn hier in der Altstadt verkaufen nichts. Ich weiß nicht, wovon sie leben.“ Söhne von jüdischen Bekannten würden als Soldaten im Gaza-Streifen eingesetzt. Es herrsche Angst um die Familien. „Natürlich tut das nicht gut, so etwas mitzubekommen. Und das geht allen so, also egal, ob sie mehr mit Israelis oder mehr mit Palästinensern zu tun haben“, betont der Theologe. „Allen Deutschen hier geht es nicht gut. Sie sind durchweg ermattet und zermürbt.“
Skurrile Erfahrung: Trinkwasser rationieren
Er kümmere sich zu Hause um die Bevorratung. „Ich habe Trinkwasser genug, um eine Woche gut über überstehen zu können“, sagte Lenz. Die Luftschläge im April seien am Abend zuvor angekündigt worden. Auch das sei eine skurrile Erfahrung gewesen. „Und wenn dann gesagt wird, nächste Nacht könnten die Raketen kommen, dann werde ich Wasser in die Badewanne einlaufen lassen, damit ich im Notfall was für die Spülung habe.“