Heimat ist: ein Ort, eine Haltung, der eigene Körper, …
Essen, reden und diskutieren beim Frauenmahl in Oberhausen-Sterkrade
Am Freitagabend trafen sich über 120 Frauen im Sterkrader Bistro Jahreszeiten zu einem Frauenmahl unter dem Titel „Was macht Heimat …?“, veranstaltet von den Evangelischen Frauen im Rheinland. An schön gedeckten Tischen kamen sie aus Oberhausen und den umliegenden Kirchenkreisen zusammen, um gemeinsam ein 4-Gänge-Menü zu genießen und währenddessen über kurze, engagierte Tischreden ins Gespräch zu kommen. Als Vorbild dienen die Tischreden im Hause des Reformators Martin Luther, dem es damit gelang, theologische und alltägliche Themen überzeugend zusammenzubringen.
Prominenteste Rednerin des Abends war die Kabarettistin Gerburg Jahnke. Für sie muss Heimat nicht schön sein. Im Gegenteil, die gebürtige Oberhausenerin käme nie auf die Idee, an einen Ort zu ziehen, der als schön und idyllisch gilt. In ihrem trockenen, leicht ironischen Humor meinte sie, dass nur Hamburg als Wohnort in Frage käme, wenn man sie aus dem Ruhrgebiet werfen würde.
Für Kefser Atik Celik, Leiterin einer Oberhausener Flüchtlingsunterkunft, ist Heimat mit drei Orten verbunden: ihrer Geburtsstadt Oberhausen, ihrer vorübergehenden Wahlheimat Istanbul und dem Herkunftsort ihrer Eltern, der türkischen Provinz Ordu an der Schwarzmeerküste. Zugleich ist Heimat für Celik auch eine Haltung, mit der sie auf die Menschen zugeht und die ihr freundlich entgegenkommen; eine Erfahrung, die in ihrer Arbeit mit Geflüchteten einen besonderen Stellenwert hat.
Die transidente Pfarrerin Elke Spörkel sprach darüber, wie wichtig es ist, im eigenen Körper Heimat zu finden. 2010 hatte sie den Mut, nicht mehr als „Herr Pfarrer“ vor die Kirchengemeinde Haldern zu treten. Sie weiß, dass es ein Wohlfühlen im eigenen Körper braucht, um hinaus in die Öffentlichkeit zu gehen. Geholfen hat ihr, vor allem in schweren Zeiten, die Überzeugung, dass sie Gottes geliebtes Geschöpf ist und von Gott gehalten wird.
Eva-Lisa Finzi, in Dortmund geboren und in Mülheim a. d. Ruhr ansässig, brachte ihre Familiengeschichte als Poetry-Slam mit dem Titel „Mein Vater hat zu Hause einen Fliesentisch“ beim Frauenmahl ein. Weniges hat sich im Elternhaus, ihrer Heimat, seit der Kindheit verändert. Der Vater hält an Altbewährtem fest, und gibt dennoch neuem Raum, zum Beispiel lernt er mit 65 Jahren Klavier zu spielen.
Für die musikalische Untermalung an diesem Frauenmahl-Abend sorgten die ukrainischen Musikerinnen Oksana Popsuy und Yuliia Grytzun, die auf dem Klavier und der Violine sowohl bekannte klassische Musikstücke als auch das selbstkomponierte Stück „Erinnerungen“ darboten.
Alle Mitwirkenden wurden zum Abschluss mit viel Applaus und wunderschönen Blumensträußen beschenkt. Es war ein rundum gelungener Abend, was in einigen Teilnehmerinnenstimmen zum Ausdruck kommt: „sehr bereichernd“, „toll, das erleben zu können“, „angenehme ruhige, aber fröhliche Stimmung“, „erfrischende Vorträge“, „gut, dass Kirche offen ist für Menschen wie Pfarrerin Spörkel“.
Verantwortet wurde das Frauenmahl von einem Arbeitskreis von Frauen aus dem Verband Evangelische Frauen im Rheinland (ehemals Frauenhilfe), dem Evangelischen Familien- und Erwachsenenbildungswerk Oberhausen und der Evangelischen Auferstehungs-Kirchengemeinde Oberhausen-Osterfeld. Eine Wiederauflage der erfolgreichen Veranstaltung ist nicht ausgeschlossen!