Kirchen als Zufluchtsort zur Abkühlung

Die Aktion #wärmewinter hat kirchliche Gebäude zum Aufwärmen geöffnet. Ähnliche Ideen gibt es in Deutschland und der weltweiten Ökumene auch bei Hitzewellen im Sommer.

In den beiden vergangenen Wintern haben viele Aktive in evangelischer Kirche und Diakonie gemeinsam die Aktion #wärmewinter verantwortet. An kalten Tagen öffneten Kirchen und kirchliche Gebäude ihre Türen als Schutz und als Hilfsstationen, damit Menschen sich aufwärmen und stärken konnten. Passgenau gehörten zu den #wärmewinter-Angeboten auch Beratung bei hohen Energiekosten und Kältehilfe für Obdachlose.

Gesundheitliche Folgen von Hitzewellen

Auch der Sommer gefährdet. Bei sehr hohen Temperaturen leiden Menschen ohne Wohnung und Bewohner*innen von schlecht isolierten Wohnungen in besonderer Weise. Das Bundesministerium für Gesundheit beschreibt erhebliche gesundheitliche Folgen von Hitzewellen in Deutschland und hat deshalb 2023 einen Hitzeschutzplan entwickelt. In den Zeiten der Klimakrise ist damit zu rechnen, dass die Sommer weiter heißer werden.

Dicke Mauern und hohe Decken

Kirchen können in dieser Situation als „Cool Shelter“ (kühler Unterschlupf) einen Zufluchtsort bieten. Insbesondere alte Kirchen mit dicken Mauern und hohen Decken behalten auch bei hohen Temperaturen für eine ganze Weile Werte um die 20 Grad in ihrem Inneren.

Beispiele aus der weltweiten Ökumene

Die Idee ist nicht neu. Es gibt in Deutschland und in der weltweiten Ökumene praktische Beispiele und Erfahrungen, von denen man für eigene Projekte profitieren kann. Auffallend ist die große Bandbreite. Manche Kirchen öffnen schlicht ihre Türen und sprechen eine ausdrückliche Einladung in den kühlen Kirchraum aus. Andere verbinden die Einladung mit dem Angebot von erfrischenden Getränken und/oder einem Gesprächsangebot. Klar ist, dass die Gestaltung nur vor Ort entschieden werden kann.

Abhängig von Gegebenheiten vor Ort

Für die einen sind Liegestühle im Kirchraum eine gute Idee, andere sehen dadurch die Würde des Ortes gefährdet. Möglichkeit zu medizinischem Check? Vernetzung mit Beratungsangeboten der Diakonie? Ein großes Banner „Church is cool“ am Kirchturm? Das Profil der Cool-Church-Angebote hängt erkennbar mit den räumlichen Gegebenheiten, den finanziellen Möglichkeiten und den Personen, die sich engagieren, zusammen. Als Problemanzeige ist wahrzunehmen, dass in der Zeit der Sommerferien weniger Ehren- und Hauptamtliche zur Verfügung stehen. Es gibt aber auch Gemeinden, die durch eine Cool-Church-Aktion neue Ehrenamtliche genau dafür gefunden haben.

Keine große Planung

Wir haben beispielhaft bei einer Londoner Gemeinde angefragt, wie sie ihre Cool Church gestaltet und erlebt hat, und folgende Antwort erhalten: „Wir haben nicht viel geplant, sondern das einfach durchgezogen. Wir haben eine Kapelle in der Kirche geöffnet und weitere kirchliche Räume, die nach Norden ausgerichtet und damit kühler sind, und die Leute haben ihre Zeit in diesen Räumen verbracht. Die Räume waren die meiste Zeit des Tages geöffnet und es gab etwas zu trinken und Eiswürfel. Es war immer jemand aus der Gemeinde im Gebäude anwesend.“

 

Dieser Beitrag ist der aktuellen Ausgabe des Magazins EKiR.info für die Mitglieder der Presbyterien entnommen. Das komplette Aprilheft finden Sie zum Download hier

  • 11.4.2024
  • Wibke Janssen, Sabine Benk
  • fundus-medien.de/Sandra Hirschke