Haushalt auf dem Prüfstand

Kirchenkreis An der Ruhr

Haushaltsbeschlüsse und die Weiterarbeit in der Finanzkonsolidierung waren die bestimmenden Themen der Kreissynode an der Ruhr, die an diesem Wochenende im Mülheimer Haus der Evangelischen Kirche tagte. Außerdem legte Superintendent Gerald Hillebrand, wie zur Herbstsynode üblich, seinen Jahresbericht vor. 

Wie kann Kirche weiter Gemeinschaft stiften – auch in schwierigen Zeiten, die von Pandemie und schwindender Finanzkraft bestimmt sind? Darauf ging Superintendent Gerald Hillebrand in seinem schriftlich vorgelegten Jahresbericht an die Kreissynode ein. Dass die Gemeinschaft als „wichtiges Merkmal kirchlichen Lebens nicht verloren gegangen ist, haben wir dem unermüdlichen Einsatz unserer haupt- und ehrenamtlich Mitarbeitenden zu verdanken“, betonte Superintendent Hillebrand (vollständiger Bericht hier). 

Wichtige Berührungspunkte zu Menschen, die sonst wenig Anknüpfungspunkte an den Gemeindealltag haben, sieht Superintendent Hillebrand in seinem Bericht in den Gottesdiensten zu Taufen, Trauungen und Beerdi-gungen. „Sie geben uns die Chance, Menschen nahe zu kommen, (…) unsere Kernkompetenzen – Seelsorge und Lebensbegleitung – ins Spiel (…) und die Freundlichkeit Gottes (…) nahe zu bringen.“ Entscheidend sei die sorgsame Gestaltung dieser Gottesdienste ebenso wie auch der Sonntagsgottesdienste. „Vielleicht sollten wir“, so der Superintendent, „mehr Mut zeigen, andere Formen und Zeiten in den Blick nehmen sowie die Quantität zu Gunsten von Qualität und Vielfalt bei der Gestaltung einschränken.“ Dabei stelle sich auch die Frage, „ob wir wirklich flächendeckend sonntags zwischen 9 und 11 Uhr in unserer Stadt Gottesdienste anbieten müssen, die spürbar von immer weniger Menschen besucht werden.“

Superintendent Gerald Hillebrand

Dass die Kirche bereit sein muss für Veränderungen, steht für den leitenden Geistlichen des Kirchenkreises An der Ruhr außer Frage: „Eine Kirche, die sich stärker neuer Medien bedient und digitaler wird, die sich ihrer Traditionen bewusst und trotzdem offen für Neues ist, hat vielleicht auch die Chance, Menschen zu erreichen, die sie vorher nicht erreichen konnte.“ Wichtige Impulse zur Veränderung hebt Superintendent Hillebrand in zwei aktuell in der Rheinischen Landeskirche diskutierten Impulspapieren hervor: Das erste Positionspapier „Lobbyistin der GOTT-Offenheit“ betont die schöpferischen Chancen, die im Wandlungsprozess zu einer Minderheitenkirche liegen. Es beschreibt Kirche als „parteiliche Aktivistin für einen offenen Himmel“, die sich für Nächstenliebe und Barmherzigkeit einsetzt, als „Teamplayerin“, die bewusst das soziale Netzwerk sucht und als „Agentin des Wandels“, die sich in gesellschaftliche Prozesse einbringt. 
Auch die Impulse aus dem Positionspapier „E.K.I.R. 2030“ der rheinischen Kirchenleitung unter dem neuen Präses Dr. Thorsten Latzel legte Hillebrand den Mülheimer Synodalen ans Herz. Wichtige Themen seien hier: Mitgliederorientierung, Organisation, Junge Generation, Digitalisierung und Vernetzung.

Impulse der Verjüngung seien sowohl in den Mülheimer Presbyterien als auch in der Landessynode erfreulicherweise schon gelungen, hielt Superintendent Hillebrand fest. Viele junge Verantwortungsträgerinnen und Verantwortungsträger zeigten sich in ihrer Arbeit bereit, auch über den eigenen Kirchturm hinauszublicken. 

Nahmen als junge Delegierte an der Kreissynode teil (v.l.): Lea Büscher, Simon Sandmann und Nina Aschenbruck

Auch auf die finanzielle Situation ging Superintendent Hillebrand in seinem Bericht an die Kreissynode ein. Dem Kirchenkreis fehlten für die Wahrnehmung seiner Aufgaben in eigenen Einrichtungen und Werken jährlich 250.000 bis 300.000 Euro im Jahr. Um die Arbeit in den gemeindeübergreifenden Fachbereichen zu erhalten, müssten die Kirchengemeinden bereit sein, die Finanzumlage zu erhöhen, die sie aus der eingenommenen Kirchensteuer an den Kirchenkreis zahlen. 

Um Fragen der Finanzkonsolidierung ging es auch im weiteren Verlauf der Versammlung. Die Mülheimer Synodalen hörten Berichte aus den Arbeitsgruppen, die im Rahmen der Finanzkonsolidierung eingesetzt worden waren. 

Den umfangreichsten Debattenbeitrag lieferte die Arbeitsgruppe Jugend. Stellvertretend für die AG stellten Christoph Hesse, Felix Hofmann und Simon Löwenberg ein Modell vor, das eine Anstellung der hauptamtlichen Jugendleitenden beim Kirchenkreis vorsieht. Ebenso enthält das Modell den Vorschlag, ein neues Evangelisches Zentrum für Jugendarbeit in Citynähe zu etablieren, um die Jugendarbeit in der Stadt besser sichtbar und erreichbar zu machen. Die Synodalen erteilten den Zuschlag dafür, das Modell nun in den Gemeindepresbyterien vorzustellen.

Christoph Hesse, Felix Hofmann und Simon Löwenberg (v.l.) stellten einen Konzeptvorschlag für ide Jugendarbeit vor. 

Die Arbeitsgruppe Kirchenmusik nutzte die Kreissynode, um auf ihre jüngst gestartete Erhebung zu den Wünschen an die Kirchenmusik hinzuweisen. Alle Mülheimerinnen und Mülheimer sind zur Teilnahme eingeladen. Online unter https://www.umbuzoo.de/q/Umfrage_KK_AG-Kirchenmusik/de oder per Fragebogen auf Papier, zu bekommen in allen evangelischen Gemein-dehäusern. 

Die Arbeitsgruppe Seelsorge stellte ihre Weiterarbeit an der Einbeziehung von Ehrenamtlichen in das Arbeitsfeld vor. Insbesondere widmet sich die Arbeitsgruppe einem qualifizierten Ausbildungskonzept für ehrenamtlich Mitarbeitende in der Seelsorge. 

Der Synodale Ausschuss für die Ladenkirche stellte dar, dass er an einem Konzept arbeitet, wie die Arbeit in Zukunft hauptsächlich durch Ehrenamtliche geleistet werden kann, unterstützt durch die 25%-Hauptamtlichen-Stelle. Das Café soll in Eigenregie weiterbetrieben werden. Zum November 2022 wird eine Evaluation dieser Neuaufstellung angestrebt. „Ergänzend zur Gemeindearbeit ist uns der Blick in die Gesellschaft wichtig“, betonte Pfarrerin Kerstin Ulrich, die den Bericht vorstellte. 

Im Rahmen der Haushaltskonsolidierung hatten die Mülheimer Kirchengemeinden vor der Tagung der Kreissynode die Arbeit der kreiskirchlichen Einrichtungen und Werke beurteilt. Um im weiteren Prozess neue Synergien zu suchen und die Qualität der Arbeit zu sichern, setzt der Kreissynodalvorstand zwei zusätzliche Arbeitsgruppen ein, die mit externer Begleitung tagen sollen: eine AG „Verwaltung“ sowie eine AG „Diakonisches Werk / Beratungsstelle / Diakoniewerk Arbeit & Kultur / Ladenkirche“. Die Kreissynode bestätigte diesen Beschluss. 

Auf der Tagesordnung der Kreissynode standen außerdem turnusgemäß die Stellen- und Haushaltspläne für 2022, die mehrheitlich beschlossen wurden. außerdem bestätigten die Synodalen mit ihrem Votum einige Nachnominierungen für die kreiskirchlichen Ausschüsse und Kuratorien.

  • 9.11.2021
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